#19 Wenn du Gott suchst, hast du ihn verpasst
- Andreas Nothing
- 7. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
In Wahrheit geht es heute um nichts – im wahrsten Sinne des Wortes: um nichts. Es gibt hier nichts zu holen. Nichts für das Ego, nichts für die Person, nichts für das Individuum.
Worum es hier geht, ist das Erleben der Leere – im tiefsten, lebendigsten Sinn. Doch diese Leere ist nicht das, was unser Verstand oft mit Kälte oder Negativität verbindet. Diese Leere ist gleichzeitig pure Fülle. Sie ist das Absolute, das Gesättigte, das Vollkommene.
Fragen wir einen religiösen Menschen, was er sucht, so wird er vielleicht sagen: Gott. Ein spirituell Suchender könnte antworten: Erleuchtung. Und fragen wir jemanden, der sich weder für Religion noch für Spiritualität interessiert, wird er vielleicht sagen: Frieden, Glück, Liebe, Leichtigkeit.
Im Grunde geht es uns allen um dasselbe: Ob wir es Frieden nennen, Liebe, Erwachen, Gott oder Erleuchtung –wir alle suchen die Rückverbindung mit dem, was wir wirklich sind. Bewusst oder unbewusst.
Denn wir sind bereits das, wonach wir suchen: Wir sind die Liebe. Wir sind der Frieden. Wir sind das Erwachen. Wir sind Gott.
Wir sind dieses zeitlose, formloses Bewusstsein – ewig, unberührt, still. Mehr als dieser Körper. Mehr als jede Emotion, jeder Gedanke, jedes Bild, jede Welt. Viel mehr.
Das, was wir wirklich suchen, ist die Auflösung der Zweiheit. Die Befreiung vom Spiel der Gegensätze – Ich und Du, Dies und Das. Solange ein Ich existiert, das sich getrennt von einem Du fühlt, gibt es Reibung, Trennung, Konflikt. Und daraus entsteht alles Leid.
Hier geht es darum zu erkennen, wer wir wirklich sind. Zu erkennen, dass alles aus demselben Ursprung stammt –dass es letztlich nichts Zweites gibt.

Wir sind nicht diese Gedanken. Wir sind nicht diese Geschichte. Wir sind das unberührbare, stille Mysterium, in dem alles erscheint und vergeht.
Und wenn dieses Erkennen geschieht – dann entsteht Frieden. Dann ist da Liebe. Dann ist da die Gewissheit: Alles, was wir je gesucht haben, sind wir selbst.
Es gibt nichts zu erreichen. Keine Person kann erwachen. Denn Erwachen ist kein Tun. Es ist das Erkennen dessen, was schon immer da war.
Was hält uns davon ab, das zu erkennen? Was verhindert, dass wir uns als das Ganze erfahren? Nur eines: unsere Unbewusstheit.
Wir als Bewusstsein identifizieren uns mit Gedanken, mit Geschichten, mit inneren Dialogen –und plötzlich fühlt sich das Ganze wie Trennung an. Wir glauben, nur dieser Körper zu sein, nur dieses Ich. Und das ist die Wurzel allen Leids.
Solange wir glauben, wir seien diese Person, gibt es keinen bedingungslosen Frieden. Keine freie, unabhängige Liebe. Nur das ständige Gefühl: Irgendetwas fehlt. Etwas fehlt...Und so beginnt die Suche.
Doch wenn wir den Ursprung dieser Suche durchschauen, wenn wir die Wurzel berühren und erkennen: Ich bin bereits das, wonach ich suche –dann endet das Suchen. Dann endet das psychologische Leiden.
Die einzige Botschaft ist: Stärken wir unsere Bewusstheit.
Erinnern wir uns: Wir können diesen Moment bewusst erleben –jetzt, immer wieder, so oft wir wollen. Das ist alles.
Und je mehr wir diesen inneren Muskel der Präsenz stärken, desto mehr verändert sich unser Erleben. Nicht weil wir etwas hinzufügen – sondern weil wir etwas loslassen. Das Festhalten, das Kontrollieren, das Bewerten fällt weg. Was bleibt, ist das einfache Dasein. Der Raum.
Dann beginnt die Rückkehr –aus der Trennung zurück in die Ganzheit. Nicht weil wir etwas tun –sondern weil die Illusion der Trennung ihre Kraft verliert.
Denn Gedanken, Geschichten, Konzepte – all das wird schwächer, je bewusster wir werden. Dann bricht die Illusion zusammen:– dass da draußen eine "Welt" ist,– dass wir irgendetwas sein müssten,– dass es einen Gott außerhalb von uns gäbe,– dass wir etwas erreichen müssten, um "anzukommen".
All das zerfällt. Und was bleibt, ist: Wir sind bereits alles.
Ich kann es euch nicht zeigen –ich kann nur darauf hinweisen. Denn das, was erkannt werden will, ist jenseits von Beweisen. Jenseits von Gedanken. Es ist still. Es ist einfach.
Übe dich in der reinen Wahrnehmung. Sehen – ohne zu benennen. Hören – ohne zu analysieren. Fühlen – ohne zu bewerten.
Und dann öffnet sich der Raum, in dem alles geschieht, ohne dass jemand es tut.
Du erkennst: Ich bin nicht in dieser Form. Diese Form ist in mir.
Es gibt keinen Tod. Keine Geburt. Keine Person.
Nur das, was ist. Jetzt.
Wenn wir schlafen, kehren wir dorthin zurück –in die formlose Dimension, aus der alles stammt. Am Morgen wachen wir wieder auf –in die Welt der Formen, der Geschichten, der Trennung.
Doch auch dieser "Traum" ist aus derselben Substanz gemacht: aus Bewusstsein.
Wenn wir erkennen, dass wir träumen, können wir bewusst leben –im Traum, aber nicht vom Traum gefangen. Das ist Erwachen.
Und das ist nichts Mystisches. Es ist nicht außergewöhnlich. Es braucht keine Fähigkeit, keine Ausbildung, kein Geheimwissen. Nur die Bereitschaft, zu sehen.
Wir sind schon da. Am Ziel. Hier. Jetzt.
Es war nie anders.
Nicht für Andreas. Nicht für irgendjemanden. Denn es gibt niemanden.
Es gibt nur das: Dieses eine Sein, das sich selbst in allem erkennt.
Und das ist mehr als genug.




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