#20 Wer genug hat von Therapie & Co, macht genau DAS
- Andreas Nothing
- 22. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Die erste Erfahrung, die wir machen, ist nicht eine Geschichte, ein Gedanke oder ein Gefühl. Noch bevor wir uns selbst etwas erzählen, bevor wir Angst, Trauer oder Einsamkeit verspüren, erleben wir in Wahrheit die intimste Erfahrung überhaupt – die unseres ursprünglichen, natürlichen Seins.
Doch weil wir nicht darin geschult sind, weil uns die feine Sensibilität fehlt, unser Sein zu erkennen, verlieren wir es im Augenblick des Erwachens. Kaum öffnen wir die Augen, haften wir an den Gedanken, an den Geschichten, an der Illusion, dieser Körper zu sein.
Das Übersehen unseres wahren, ursprünglichen Daseins ist die Wurzel allen Leids. Denn unser Sein ist Frieden. Unser Sein ist Ganzheit. Unser Sein ist Vollkommenheit.
Doch statt dies wahrzunehmen, verstricken wir uns in Gedanken und Illusionen von Dualität – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Solange wir uns nicht als das spüren, was immer da ist – unabhängig davon, ob Denken da ist oder nicht – erfahren wir uns als unvollständig, als fragmentiert.
Unser Geist erschafft diese Spaltung. Er geht nach außen, sieht Farben, hört Geräusche, haftet an Erfahrungen. Wenn er nicht mit dem übereinkommt, was der Moment zeigt, erzählt er uns Geschichten darüber, was sein sollte. In dieser Distanz – zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte – entsteht Leid: Mangel, Angst, Trauer, Erschöpfung.
Doch sobald wir unseren Geist zurückbringen in den Körper, in das Hier und Jetzt, löst sich all das auf. Keine Depression, keine Angst, keine Einsamkeit – nur die Fülle des natürlichen Seins.
Wir sind nicht nur Mensch, sondern mehr – etwas Unermessliches, Unzerstörbares, Zeitloses. Schon jetzt sind wir Frieden, Liebe, Vollkommenheit.
Darum geht es nicht um Analyse, nicht um Rituale, Affirmationen oder Techniken. All das verzögert nur. Der direkteste Weg ist, Bewusstheit allem anderen voranzustellen. Erst Bewusstsein – dann Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Erfahrungen.
Das ist die Heimkehr: Nonduales Bewusstsein. Die entspannte, wache Wahrnehmung durchdringt das, was ist.
Mehr braucht es nicht. Keine Kontrolle, keine Erwartung. Nur das Schauen – jetzt, in diesem Moment. Und wenn Angst aufkommt, wenn das Ego sich wehrt, bleiben wir in Bewusstheit. Wir sehen die Angst, sehen den Widerstand – und wir bleiben. Bis sich das Ego erschöpft, bis die Geschichte zerfällt. Was übrigbleibt, ist Weite, Stille, Frieden.
Das ist unsere wahre Identität: nicht sichtbar, nicht greifbar, aber Quelle von allem. Dasselbe in dir, in mir, in uns allen.

Die Welt erscheint als Traum – voller Formen, Bewegungen, Projektionen. Doch die Wirklichkeit selbst ist das, was nicht kommt und nicht geht: das Bewusstsein, das wir sind.
Darum: Stellen wir die Bewusstheit über alles. Beleuchten wir unsere Gedanken, Gefühle, Handlungen mit dem Licht des Gewahrseins. So durchbrechen wir den Kreislauf, in dem der Verstand sich selbst nährt.
Und dann bleibt nichts als die Einfachheit unseres wahren Wesens. Erwachen bedeutet: die Verschmelzung von Wahrnehmendem und Wahrgenommenem. Kein Subjekt, kein Objekt – nur Bewusstsein.
Dies erfordert keine Konzentration, sondern eine absichtslose Haltung, frei von Erwartung. Wir erforschen uns selbst, erkennen, wann wir leiden, wann wir weit und frei sind. Das kann uns niemand lehren außer wir selbst – in der stillen Erforschung unserer Natur.
Wer den Mut hat, die eigene Geschichte loszulassen, erfährt, was bleibt, wenn „Ich“ nicht mehr erzählt wird. Zunächst mag Angst auftauchen, doch bleibt man darin, löst sich die alte Identität auf – und an ihre Stelle tritt eine unerschütterliche Stille.
Das ist die höchste Kunst: den Moment wahrzunehmen, wie er ist – nicht, wie er sein sollte. Darin endet der Mangel, darin zeigt sich die Fülle.
Das ist wahre Meditation: das Erkennen unserer Natur – von Moment zu Moment, absichtslos, erwartungslos.
Wer genug hat von der Suche im Außen – in Religion, Spiritualität, Manifestationen, Therapien – dem sei gesagt: Alles, was gesucht wird, ist bereits hier. Unser Sein ist schon jetzt die Fülle, der Frieden, die Vollkommenheit.
Und aus dieser Erkenntnis entsteht ein neues Menschsein, ein anderes Denken, ein anderer Umgang mit Gefühlen, ein anderes Handeln.
Denn Frieden ist nicht das Ziel am Ende des Weges – er ist am Anfang.




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